Interview mit Silke Meyer, Heiko Ebert und Marco Remy zum Deutschland-Ticket (D-Ticket) und der Umsetzung im RNN

Der Rhein-Nahe Nahverkehrsverbund (RNN) wurde 1999 gegründet. Er umfasst die Region Rheinhessen-Nahe, genauer gesagt die Landkreise Birkenfeld, Bad Kreuznach, Mainz-Bingen und Alzey-Worms. Mit Sitz in Ingelheim steuert und koordiniert der RNN gemeinsam mit der Aufgabenträgerschaft den regionalen Nahverkehr. Kernaufgaben sind die Abstimmung und Gestaltung der Verkehrsangebote im öffentlichen Personennahverkehr, die Einnahmeverteilung, das Marketing, sowie ein einheitlicher Verbundtarif. Im Interview mit der Geschäftsführerin Silke Meyer und den Prokuristen Heiko Ebert (Koordinator Vertrieb und Tarif) und Marco Remy (Koordinator der Verkehrsplanung) sprechen wir über das Deutschland-Ticket und welche Ziele und Herausforderungen das für den ÖPNV mit sich bringt.

Frau Meyer, was ist das Deutschland-Ticket?
Das D-Ticket ist ein ab dem 1. Mai 2023 deutschlandweit nutzbares Ticket für den Nahverkehr. Es gilt als Nachfolger des 9-Euro-Tickets, das von Bund und Ländern finanziert wird.

Wie steht der RNN zur Einführung des Deutschland-Tickets?
Die Einführung des D-Tickets trifft unseres Erachtens genau in das richtiges Zeitfenster. Die Öffentlichkeit ist durch die Offensive des Bundes zum 9- Euro-Ticket für den ÖPNV sensibilisiert. Vielerorts sind Fahrgäste auf einen nicht existierenden öffentlichen Nahverkehr im ländlichen Raum aufmerksam geworden. Genau dort setzen wir mit unserem massiv ausgebauten Busnetzangebot an: In den letzten Jahren hat der RNN in Zusammenarbeit mit den Landkreisen und Verkehrsunternehmen das bestehende Busnetzangebot komplett neu geplant. Ergebnis ist eine signifikante Verbesserung der ÖPNV-Infrastruktur im ländlichen RNN-Verbundgebiet.
Natürlich beansprucht die Umsetzung sowie die digitale Ausgestaltung des D-Tickets viele personelle Ressourcen und Kapazitäten – und das nicht nur in unserem Verkehrsverbund. Um das D-Ticket effizient und zielgerichtet umzusetzen, haben wir Projektgruppen mit fachlichem Schwerpunkt zu Vertrieb und Tarif, Verkehrsplanung und Marketing gebildet. So koordinieren die Prokuristen Heiko Ebert und Marco Remy jeweils ein Team für Vertrieb und Tarif und Verkehrsplanung. In diesen herausfordernden Zeiten kann ich mich mehr denn je auf das RNN-Team verlassen. Wir als RNN blicken daher optimistisch auf das D-Ticket!

Herr Ebert, was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile des Deutschland-Tickets?
Das D-Ticket bietet viele Vorteile für Pendler und Reisende. Zum einen ist es sehr preisgünstig im Vergleich zu den bisher verfügbaren Tickets. Zum anderen ermöglicht es eine größere Flexibilität und Mobilität für Reisende. Ein großer Vorteil ist für die Fahrgäste auch, dass sie sich keine Gedanken mehr, um Verbundgrenzen und Tarifzonen machen müssen und zudem monatlich kündigen können

Das Deutschland-Ticket sollte doch direkt im Anschluss zum 9-Euro-Ticket kommen. Warum hat die Umsetzung so lange gedauert?
Die Umsetzung des D-Tickets hat aus verschiedenen Gründen länger gedauert als geplant. Einer der Hauptgründe war die unklare Finanzierungssituation. Bund und Länder mussten zunächst abklären, wie die Finanzierung gesichert werden kann. Zudem mussten auch viele technische und organisatorische Fragen geklärt werden, um sicherzustellen, dass das Ticket reibungslos funktioniert und für alle Fahrgäste zugänglich ist. So ist zum Beispiel noch nicht gesichert, wie genau die Einnahmeverteilung vonstattengeht. Herr Remy, wie denken Sie, wird sich das Deutschland-Ticket auf den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland auswirken? Ich schätze, das D-Ticket wird dazu beitragen, den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland attraktiver zu machen und mehr Menschen dazu bewegen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Dies wird auch dazu beitragen, die Verkehrsbelastung auf den Straßen zu reduzieren und damit zur Verbesserung der Umwelt beitragen.

Die Kritik am Deutschland-Ticket ist immer wieder, dass es nur den Menschen in den Städten und dem Stadtumland zugutekommt. Was sagen Sie dazu?
Dem stimmen ich so nicht zu: Die Einführung des Deutschlandtickets kommt für uns im RNN genau zur richtigen Zeit. Wir konnten letztes Jahr durch den Ausbau der Busnetze in unserem Gebiet das Busangebot massiv ausbauen. Durch die Verbesserungen im Angebot und die systematische Verknüpfung von Bus und Bahn wurde die Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen RNN-Verbundgebiet erheblich aufgewertet. So haben sich die Busleistungen in den Landkreisen und Städten, vor allem aber im ländlichen Raum, zum Teil verdreifacht. Die Schwierigkeiten, die es in Teilen unseres Gebiets zum Start der neuen Busnetze gab, sind mittlerweile behoben. Daher können wir für das RNN-Gebiet sagen: Auch Fahrgäste auf dem Land profitieren vom D-Ticket.

Herr Ebert, welche Auswirkungen hat das Deutschland-Ticket auf die Tarife im RNN?
Das D-Ticket wird den ÖPNV und vor allem die zukünftige Tarifstruktur deutscher Verkehrsverbünde nachhaltig beeinflussen – so auch beim RNN. Es gilt hier vor allem Angebote zu schaffen für Fahrgäste, die den ÖPNV nur gelegentlich nutzen.

Und wie gehen Sie nun mit all den Abo-Kunden und vor allen Dingen mit den RNN JobTicket-Kunden um?
Wir kontaktieren über die Verkehrsunternehmen die Abo-Kunden und informieren sie über das D-Ticket und die Möglichkeiten zum Wechsel. Selbstverständlich können bestehende Abos auch wie gewohnt weitergeführt werden, daher wird eine automatische Umstellung nicht erfolgen. Sofern Kund:innen von einem bestehenden RNN-Abo in das D-Ticket wechseln möchten, müssen diese das Abo beim entsprechenden Verkehrsunternehmen aktiv kündigen und anschließend über die RNN-Deutschlandticket-App selbst das D-Ticket kaufen. Dort wird alles abgewickelt – von der Registrierung bis hin zum Kauf und der Darstellung des D-Tickets in Form eines QR-Codes.
Beim Thema JobTicket stehen wir im direkten Austausch mit den Arbeitgebern und beraten diese intensiv zum „D-Ticket Job“. Sofern sich die Arbeitgeber für einen Wechsel in „D-Ticket Job“ entscheiden, informieren diese ihre Mitarbeitenden darüber und wie der Umstieg erfolgt.

Zum Schluss, Herr Remy was denken Sie sind die zukünftigen Entwicklungen im Bereich des öffentlichen Verkehrs und wie bereitet sich Ihr Verkehrsverbund darauf vor?
Der ÖPNV wird sich noch stärker auf Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Kundenorientierung ausrichten müssen. Wir arbeiten jetzt schon daran, unser Angebot stärker auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten.